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Kann man Schmerzen messen?

Schmerzen besser einschätzen mit der Schmerzskala.

Was ist eine Schmerzskala?

Eine Schmerzskala ist ein Instrument, das genutzt wird, um die Intensität von Schmerzen zu messen oder visuell darzustellen. Solche Skalen finden auch im Bereich der Physiotherapie Anwendung, da sie ein wichtiger Bestandteil der Schmerzbehandlung und des Schmerzmanagements sind.

Bei der Anamnese, also der Erhebung deiner Krankengeschichte, wirst du nach der Schmerzstärke und anderen relevanten Faktoren gefragt, diese sind unter anderem die:

  • Schmerzqualität: Die Schmerzqualität beschreibt die Art des Schmerzes, beispielsweise ob es sich um einen brennenden, ziehenden oder stechenden Schmerz handelt.
  • Schmerzlokalisation: Die Schmerzlokalisation gibt an, an welche Stelle deines Körpers der Schmerz auftritt.
  • Schmerzhäufigkeit: Die Häufigkeit beschreibt, wie oft der Schmerz auftritt, beispielsweise den ganzen Tag oder nur bei bestimmten Bewegungen.

Um die Schmerzstärke zu messen, kommen verschiedene Skalen zum Einsatz. 

Herausforderungen bei der Schmerzerfassung

Schmerz ist eine subjektive Empfindung und somit für jede Person anders. Das bedeutet, dass jeder Mensch Schmerz auf eine andere Weise empfindet und beschreibt. Im Gegensatz zum Blutdruck kann man ihn nicht direkt messen, da er von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Das können zum Beispiel die Stimmung, frühere Erfahrungen mit Schmerzen oder kulturelle Einflüsse sein.

Gelenk Schmerzen Illustration

Aus diesem Grund können die Schmerzskalen auch nur in einem bestimmten Rahmen abbilden, was die Person wirklich spürt. Dennoch können Schmerzskalen sinnvoll sein, um zu erkennen, ob eine Trainingseinheit (im Vergleich zu vorherigen Einheiten) zu intensiv war oder ob sich eine Verbesserung im Verlauf der Therapie ergibt. 

Die Schmerzmedikation

Der Einsatz von Medikamenten bei der Behandlung von Schmerzen ist eine gängige Methode. Bei dem Einsatz von Schmerzmitteln nach einer Verletzung oder Operation ist es wichtig zu beachten, dass diese die Wahrnehmung beeinflussen. Es ist also wichtig abzuklären, ob du vor der Belastung Schmerzmittel einnehmen solltest und wenn ja in welcher Dosierung, um dich nicht zu überlasten. Außerdem solltest du auch auf andere Entzündungszeichen wie Schwellungen, Temperaturveränderungen und Farbveränderungen der Haut (z.B. Rötungen) achten. In einigen Fällen werden die Schmerzmittel auch eingesetzt, damit eine Bewegung überhaupt erst möglich ist, um Komplikationen wie Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.

Welche Schmerzskala verwenden wir in unserer App und wie funktioniert diese?

In unserer App verwenden wir eine Visuelle Analogskala in Verbindung mit Smileys.  Bei der Erstellung der Skala haben wir uns unter anderem an der Visuellen Analog Skala und der Wong-Baker Skala (Faces Pain Scale) orientiert. Die Smiley Analog Skala ist aufgrund ihrer Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit unsere Wahl zur Erfassung von Schmerzen in unserer App. Mit dieser Skala kannst du deine Schmerzen schnell und unkompliziert bewerten.

Schmerzen messen

Was kann ich mir unter den Zahlen und Smileys genau vorstellen?

Um dir besser verdeutlichen zu können was die Zahlen und die Smileys aussagen, möchten wir dir hier ein paar Beschreibungen vorstellen. Da die meisten Skalen keine Beschreibungen enthalten ist dies nur eine grobe Einschätzung von uns.

0 + 1  Ich hatte während der Belastung keine Schmerzen oder nur so leicht, dass sie kaum wahrnehmbar waren.

2 + 3 Ich hatte während der Belastung leichte Schmerzen, die nur von kurzer Dauer und geringer Intensität waren.

4 + 5 Ich hatte während der Belastung und auch danach mittelstarke Schmerzen. Der Schmerz ist deutlich spürbar und ich konnte einige Übungen nicht ausüben.

6 + 7 Ich hatte während der Belastung und auch danach starke Schmerzen. Der Schmerz ist fast dauerhaft spürbar.

8 + 9 Ich hatte während der Belastung sehr starke Schmerzen. Der Schmerz ist auch jetzt noch dauerhaft spürbar. Ich kann mir die Durchführung alltäglicher Aktivitäten nicht mehr vorstellen.

10 Stärkster vorstellbarer Schmerz, diesen Schmerz erleben kaum Menschen. Der Verlust des Bewusstseins ist möglich.

Worauf sollte ich bezogen auf Schmerz beim Training achten?

Gerade in der Zeit direkt nach deiner Verletzung oder OP sind Schmerzen nicht ungewöhnlich, es wird jedoch empfohlen in dieser Zeit nicht über die Schmerzschwelle hinaus zu trainieren. Folgende Punkte können dir bei der Einschätzung helfen:

  • Belastungen, die du im Bereich von 0 bis 3 eingeordnet hast, gelten in der Regel als unbedenklich.
  • Während der ersten Woche nach deiner Operation oder Verletzung sollte dein Schmerzniveau nicht über 3 liegen, da dein Körper mit der Entzündung beschäftigt ist und sich regeneriert.
  • Wenn du über mehrere Tage hinweg mittelstarke Schmerzen im Bereich von 4 + 5 empfindest und diese Schmerzen länger als drei Tage anhalten, solltest du auch in diesem Fall Rücksprache halten.
  • Belastungen, die du im Schmerzbereich von 6 bis 10 eingeordnet hast, solltest du sofort abbrechen und dies mit dem medizinischen Personal besprechen.
  • Bei der Einschätzung ist es wichtig zu wissen, dass 10 der stärkste vorstellbare Schmerz ist, diesen Schmerz erleben kaum Menschen. Der Verlust des Bewusstseins ist möglich.
  • Nach einer Trainings- oder Bewegungseinheit (und in den Pausen zwischen den Übungen) sollte der Schmerz wieder auf das Niveau zurückgehen, dass du vor dem Training hattest. Dies ist ein guter Indikator dafür, dass die Belastung angemessen war und keine Überbeanspruchung stattgefunden hat.
  • Diese Grundsätze sind jedoch nicht auf Schmerzen anwendbar, die außerhalb von Verletzungen oder Operationen auftreten, wie beispielsweise unspezifischen Rückenschmerzen.

Weitere Themen:

Quellen:

Myles, P. S., D. B. Myles, W. Galagher, D. Boyd, C. Chew, N. MacDonald and A. Dennis (2017). „Measuring acute postoperative pain using the visual analog scale: the minimal clinically important difference and patient acceptable symptom state.“ Br J Anaesth 118(3): 424-429.

Gerhard, C. (2015). Praxiswissen Palliativmedizin. Konzepte für unterschiedlichste palliative Versorgungssituationen. C. Gerhard. Stuttgart, Georg Thieme Verlag KG.

Schomacher, J. (2008). „Gütekriterien der visuellen Analogskala zur Schmerzbewertung.“ physioscience 4(03): 125-133.

Antje Hüter-Becker, M. D., Michael Fresenius,  Stephanie Fresenius,  Christian Münzing,  Florian Schneider,  Heide Suger-Wiedeck,  Bärbel Trinkle (2016). Physiotherapie in der Traumatologie/Chirurgie, Georg Thieme Verlag.

van Duijn, A. (2015). „Meilensteine in der Rehabilitation von Patienten nach Ersatzplastik des vorderen Kreuzbandes.“ Sportphysio 03(02): 69-77.

Hoche, R. „Messung der Schmerzstärke.“   Retrieved 15.02., 2023, from https://www.schmerzgesellschaft.de/patienteninformationen/schmerzdiagnostik/messung-der-schmerzstaerke.

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