Propriozeption

Propriozeption: Der sechste Sinn

Wie Tiefensensibilität unser Bewegen ermöglicht.

Das Wort Propriozeption setzt sich aus den lateinischen Begriffen proprius „eigen“ und recipe „aufnehmen“ zusammen. Wir nennen es Tiefensensibilität, also die Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Wie funktioniert Propriozeption?

Spezielle Nervenenden, sogenannte Rezeptoren, senden unserem Gehirn ständig Informationen über unseren Körper. Ob wir stehen, sitzen oder liegen, ob unsere Beine und Arme gestreckt oder gebeugt sind, ob wir regungslos sind oder uns bewegen. All das wissen wir, ohne hinzuschauen. So haben wir neben unseren fünf bekannten Sinnen Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken noch einen sechsten Sinn – die Tiefensensibilität. Ihr verdanken wir, dass wir uns überhaupt adäquat bewegen können.

Im Grunde teilt sich die Tiefensensibilität in drei Sinnesqualitäten – den Lagesinn, den Bewegungssinn und den Kraftsinn. Diese Sinne vermitteln uns spezielle Rezeptoren die in Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken sitzen. Einige von ihnen reagieren auf Längenveränderungen, andere auf Spannungsveränderungen. Setzen wir uns beispielsweise hin, nehmen die Rezeptoren eine Dehnung im vorderen Oberschenkel wahr, eine Beugung in den Kniegelenken und einen Druck im Gesäß. 

Der sechste Sinn

Aus den gesammelten Informationen trifft das Gehirn Entscheidungen. Aus der Information, dass wir hinstellen, aktiviert es automatisch unsere Muskeln, damit wir stabil sind. Auch wenn wir stolpern, nimmt es die Veränderungen wahr und aktiviert sofort die nötige Muskulatur, die uns vor dem Fall schützt. Dieses System hilft uns den ganzen Tag dabei uns zu bewegen und aufrecht zu bleiben, ohne dass wir es bemerken.

Wie kann man Propriozeption trainieren?

Vor allem im Sport und in der Therapie ist es sehr wichtig, dieses System zu verbessern. Hochleistungssportler sind zu herausragenden koordinativen Leistungen fähig, nur durch ihren überdurchschnittlich ausgeprägten Bewegungssinn. Sie aktivieren automatisch die richtige Muskulatur zur richtigen Zeit und lassen damit ihr gesamtes Bewegungsbild leicht aussehen. Im Alter oder durch Verletzungen ist die Propriozeption häufig geschwächt. Dadurch kommt es zu einem verzerrtes Bewegungsbild, weniger Wahrnehmung und damit häufiger zu Verletzungen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Propriozeption zu trainieren:

  1. Balance-Übungen wie Standwaagen, Einbeinstand, Kniebeugen auf einem Bein und ähnliche Übungen können helfen, die Propriozeption zu verbessern, indem sie die Fähigkeit des Körpers verbessern, das Gleichgewicht zu halten.
  2. Verwendung von Instabilitätsgeräten: Die Verwendung von Instabilitätsgeräten wie Balance-Boards, Gymnastikbälle und Schaumstoffrollen kann dazu beitragen, die Propriozeption zu verbessern, indem sie den Körper zwingen, das Gleichgewicht zu halten und sich an Veränderungen anzupassen.
  3. Körperwahrnehmungsübungen: Körperwahrnehmungsübungen wie Yoga und Pilates können helfen, die Propriozeption zu verbessern, indem sie die Fähigkeit des Körpers verbessern, die Position und Bewegung der Gliedmaßen zu kontrollieren und das Körperbewusstsein zu fördern. Auch Übungen mit geschlossenen Augen zählen zu Körperwahrnehmungsübungen.

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Quellen:

Gerhard Aumüller, Gabriela Aust, Arne Conrad. (2020). Duale Reihe Anatomie. Georg Thieme Verlag.

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