Jede Verletzung führt zu einer Entzündungsreaktion. In diesem Fall ist sie ein wichtiger Teil deiner Wundheilung und die erste Wundheilungsphase. Eine Entzündung zeigt die typischen Symptome – Hitze, Schwellung, Rötung, Schmerz und Bewegungseinschränkungen. Intuitiv kühlen wir. Die Unterschiede zwischen Eis und Kälte solltest du kennen, um sie gezielt einzusetzen.
Eis - Ein starker Kältereiz
Starke Kälte hat eine schmerzhemmende Wirkung, da es die Reizweiterleitung der Nerven herabsetzt. Der Effekt beruht auf dem eigentlichen Ablauf der Schmerzwahrnehmung. Wird ein Schmerzreiz erkannt, zum Beispiel an der Haut, leiten Nervenfasern diesen Reiz über das Rückenmark weiter an das Gehirn, wo Schmerzen erst als solche wahrgenommen werden. Diese Reizweiterleitung wird durch Kälte verlangsamt, bei ausreichender Auskühlung kommt es zu einer nahezu vollständigen Leitungsblockade. Der Reiz kommt also nur abgeschwächt bis gar nicht im Gehirn an, und was im Gehirn nicht ankommt nehmen wir nicht wahr – wir spüren den Schmerz also nicht. Eis kannst du also gut kurz nach der Verletzung nutzen, um den starken, akuten Schmerz zu lindern.
Doch Temperaturen wirken nicht nur an den Nerven, sondern auch an den Gefäßen. Kälte lässt sie zusammenziehen, bei Wärme weiten sie sich. Auch hier macht Eis akut nach der Verletzung Sinn, um den Bluteinfluss zu bremsen und die Entzündungsreaktion zu drosseln. Das Problem bei einer starken Gefäßverengung auf Dauer ist der verlangsamte Heilungsprozess, da weniger Blut mit Nährstoffen fließt und die Lymphmotorik reduziert ist. Vor allem aber folgt bei Nachlassen des Kältereizes eine reaktive Erweiterung der Gefäße. Das führt zu einem großen Bluteinstrom, was die Verletzung wieder stark erwärmt und das Gebiet mit neuer Flüssigkeit staut. Genau das möchten wir nicht.
Kühlen - Ein milder Kältereiz
Milde Kälte hingegen macht sich genau diese Eigenschaften in leichterer Form zu Nutze. Während bei Eis die Gefäße stark verengen, ziehen sie sich bei moderater Kälte nur leicht zusammen. Das lässt das Gebiet langsam abschwellen und nimmt den Druck aus dem Gewebe. Die Stoffwechselprozesse werden hier zwar verlangsamt, aber nicht blockiert und die Lymphtätigkeit wird sogar angeregt. Es hemmt die Schmerzen zwar nicht, lindert sie aber und das moderat über einen längeren Zeitraum. Milde Kälte ist also sehr gut langfristig einsetzbar und unterstützt dabei die Wundheilung.
Wie also richtig kühlen?
Zu Eisanwendungen zählen Coldpacks aus dem Tiefkühlfach, Eis-Sprays oder einfach gefrorenes Wasser wie ein Eis-Lolly. Im Sport dient es zur Akutversorgung, in der Physiotherapie wird es vor schmerzhaften Massagetechniken angewendet. Wichtig bleibt, es niemals bei starker Schwellung (Verschlimmerung!) und nie auf direkter Haut (Kälteschaden!) anzuwenden.
Zu Kaltanwendungen zählen feuchte Wickel mit kühlem Leitungswasser, Quarkwickel oder Lehm- und Heilerdepackungen.
Halte dich also an folgende Regeln:
- Kühlen mit Eis nur direkt nach der Verletzung oder zur akuten Schmerzreduktion, nicht länger als 10 Minuten und nie direkt auf der Haut anwenden!
- Kühlen mit milden Temperaturen fördert den Heilungsprozess und reduziert Schmerz und Schwellung!
- Erzeuge ein positives Bild in deinem Kopf von der Entzündung, denn Entzündung bedeutet Heilung.
Parameter wie Schwellung und Schmerz kannst du in der Orthopy App nach deiner Behandlung oder deinem Training dokumentieren. So können du und dein Therapeut die Zeichen deines Körpers beobachten und die Therapie dementsprechend anpassen.
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Quellen:
Bernhard Reichert, et al. (2019). Physikalische Therapie. Georg Thieme Verlag.