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Wie verläuft die Wundheilung?

Was du in den Wundheilungsphasen beachten musst.

Wenn wir uns verletzen entstehen Wunden, offene oder geschlossene. Du merkst, dass es am Anfang stark schmerzt und oft ziemlich unschön aussieht. Nach kurzer Zeit sieht die Wunde dann schon viel besser aus und die Symptome gehen zurück. Das möchten wir dir kurz anhand von drei Phasen der Wundheilung erklären.

1. Phase der Wundheilung: Entzündungsphase

Die Entzündungsphase beginnt in dem Moment der Gewebsschädigung und endet nach ungefähr 5 Tagen. Mit der Entzündungsreaktion beginnt jede Verletzung zu heilen. Doch was passiert hier?

Zuerst kommt der Schmerz
Bei einer Verletzung, egal welcher Art, werden unsere Zellen geschädigt. Die geschädigten Zellen setzen dann Botenstoffe frei, hier Entzündungsmediatoren, die alle eine andere Aufgabe im Heilungsprozess erfüllen. So gibt es die einen, die einen ersten Schmerz verursachen, damit du dein Gewebe schnell schützt und es außer Gefahr bringst. Stelle dir vor, du fasst auf eine heiße Herdplatte und spürst keine alarmierenden Schmerzen. Deine Handfläche wäre nach kurzer Zeit dahin. Ein großes Danke an Bradykinin und die restlichen Mediatoren. Weiter gibt es welche, die eine Art Dauerschmerz verursachen. Sie aktivieren sozusagen schlafende Schmerzrezeptoren, sodass du hier mehr Schmerz wahrnimmst als in anderen Körperregionen. Da könnte man sich fragen, sind diese Entzündungsmediatoren nicht ganz bei Trost? Warum mehr Schmerz spüren, als eigentlich da ist? Doch was schmerzt, bewegen wir nicht. Wir fassen es auch nicht an. Nie im Leben würden wir einen Bereich, der schmerzt, stark belasten. Und nur so kann dein Verletzungsgebiet ausheilen. Daher die Schmerzen. Danke Prostaglandine.

Es wird rot und es wird warm
Wieder andere Entzündungsmediatoren veranlassen bestimmte Zellen sich zu bündeln, damit sie deine Gefäße verschließen und die Blutung stoppen, wie ein erstes kleines Pflaster. Andere, umliegende Gefäße hingegen weiten sich, um im Wundgebiet die Durchblutung zu steigern. Mit dem Blut strömen Zellen deines Immunsystems in das Verletzungsgebiet, die den Heilungsprozess des Gewebes starten. Um die noch schutzlose Wunde vor Infektionen zu schützen, erhöht sich durch den Bluteinstrom außerdem die Temperatur.. Das ist clever, denn Erreger werden bei erhöhter Körpertemperatur geschwächt. Deine Immunzellen arbeiten bei Wärme hingegen umso besser. Unter anderem aus diesen Gründen bekommen wir übrigens Fieber.

Dann kommt die Schwellung
Neben schmerzhaft, rot und warm ist eine Verletzung außerdem meistens angeschwollen. Das liegt daran, dass weitere Mediatoren das Gewebe so verändern, dass es durchlässiger ist für Flüssigkeiten, zum Beispiel für Lymphe. So werden Abbaustoffe und bakterielle Erreger verdünnt und leichter abtransportiert.

Mit der Zeit bildet dein Körper Fibrin. Das ist ein klebriger Stoff, der deine Wundränder so gut er kann verklebt und die Wunde zum Schutz vor Verschmutzung schließt. Dies ist der letzte Schritt der Entzündungsphase. All das in nur 5 Tagen. Fleißig oder?

Merke dir für die Entzündungsphase:

  1. Botenstoffe lösen einen ersten Schmerz aus, damit du dein Gewebe außer Gefahr bringst.
  2. Andere Botenstoffe lösen einen Dauerschmerz aus, damit du dein Gewebe eine Weile schonst.
  3. Deine Zellen bündeln sich, um beschädigte Gefäße zu verschließen und die Blutung zu stoppen.
  4. Andere Gefäße weiten sich, um Blut mit Immunzellen in das Wundgebiet zu senden und die Temperatur zu erhöhen.
  5. Ein Einstrom von Gewebsflüssigkeit lässt Bakterien leichter abtransportieren.
  6. Fibrin verklebt die Wundränder so gut es kann

In dieser Zeit von ungefähr 5 Tagen braucht das Gewebe vor allem Ruhe, damit alle Vorgänge ungestört ablaufen können!

2. Phase der Wundheilung: Granulationsphase

Jetzt, wo die Wunde gesäubert und die Wundränder adaptiert sind, beginnt dein Körper die Wunde von unten nach oben zu verschließen. Entlang des Fibrins bildet sich ein Netz aus Kollagenfasern. Kollagen ist ein fester Bestandteil deines Körpers und sorgt für die Festigkeit und Belastbarkeit in deinen Geweben. Innerhalb dieses Kollagennetzes setzen sich immer weitere Zellen ein. Dieses Füllgewebe, welches die Wunde von unten auffüllt, nennt man Granulationsgewebe. Der Name kommt von der körnigen Struktur, die du auch gut sehen kannst.

Merke dir für die Granulationsphase:
Deine Wunde wird nun von unten nach oben mit Granulationsgewebe verschlossen. In dieser Zeit von ungefähr 14 Tagen braucht dein Gewebe vor allem eine gute Durchblutung und Hygiene, damit die Zellen ernährt werden und sich immer weiter teilen können. Die Durchblutung unterstützt du durch Bewegung. Die passenden Übungen und Trainings für diese Phase deiner Wundheilung findest du in dem Orthopy-Trainingskatalog unter der Aktivierungsphase!

3. Phase der Wundheilung: Reparationsphase

Wie der Name schon sagt, wird nun repariert, also alles auf Anfang. Das Granulationsgewebe bildet immer weiter Kollagen aus, welches das neue Gewebe stärkt. An der Oberfläche bilden sich Schichten aus Epithel, die Deckschicht, die alle Körperoberflächen bedeckt.

Narben entstehen übrigens dann, wenn nicht nur die obersten Hautschichten, die sogenannte Epidermis, geschädigt ist, sondern auch die darunter liegende Dermis, auch Lederhaut genannt.

Merke dir für die Reparationsphase:
Das Granulationsgewebe wird durch die Bildung von Kollagenfasern durch neues und funktionstüchtiges Gewebe ersetzt. Diese Phase dauert einige Wochen. Hier ist es wichtig, in den Strukturen die richtigen Reize zu setzen, damit sie sich mit vollständiger Funktion neu bilden können. Es ist also wichtig, beständig und in der Intensität steigernd deine Übungen durchzuführen.

In der Orthopy-App kannst du nach deinem Training die Entzündungsparameter und deine Gedanken dokumentieren. So gehen diese wichtigen Informationen nicht mehr so leicht verloren und du kannst sie in deiner nächsten Therapieeinheit mit deinem behandelnden Arzt oder Therapeuten besprechen.